Preisentwicklung nach der Euro-Einführung
Der T€uro 2004
- Wie haben sich die Preise nach der D-Mark entwickelt?
Nach der Einführung des Euro vor zwei Jahren sind
viele Produkte und Dienstleistungen deutlich teurer
geworden. Zu dem Ergebnis kam das Institut für Angewandte
Verbraucherforschung (ifav) in mehreren Studien - aktuell
bezogen auf Nordrhein-Westfalen für den Westdeutschen
Rundfunk (WDR) sowie im vergangenen Jahr bundesweit
für die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rundfunkanstalten
(ARD). Dabei erfasste das Institut neben den Preisen
in der Gastronomie und bei öffentlichen Dienstleistungen
knapp 600 Produkte im Einzelhandel.
Preisaufschläge
von 20 Prozent und mehr Für den WDR durchforsteten
die Tester Anfang Februar 2002 und jetzt mehr als 100
Geschäfte in Bielefeld, Dortmund, Essen und Köln. Bei
45 Prozent der Produkte stellte das Institut Preisveränderungen
gegenüber Juli 2001 fest. Damals überwog die Zahl der
Preissenkungen mit rund 24 Prozent nach Angaben des
ifav zwar leicht die Preiserhöhungen (rund 21 Prozent).
Dafür war bei den Preiserhöhungen in mehr als 80 Prozent
der Fälle laut Studie ein Zusammenhang mit der Euro-Einführung
festzustellen. Bei den Preissenkungen waren es nur 55
Prozent. Mit maximal zehn Prozent fielen die Preissenkungen
eher gering aus. Dagegen langten bei den Preiserhöhungen
viele Unternehmen zu - mit Preisaufschlägen von 20 Prozent
und mehr.
Wandfarbe fast
um die Hälfte teurer Und auch 2002 kam es
dem aktuellen Bericht des WDR zufolge wieder zu Preiserhöhungen.
Seit Februar 2002 verteuerte sich danach mehr als die
Hälfte der Artikel im Einzelhandel, ein Drittel verbilligte
sich und ein Sechstel blieb unverändert. Wie bereits
vor einem Jahr fielen Preiserhöhungen deutlicher aus
als -senkungen. Als Extrem-Beispiel nennt die Verbrauchersendung
"Quintessenz" auf WDR 2 zweieinhalb Liter
Wandfarbe. Für sie mussten Heimwerker vor Einführung
des Euro umgerechnet 15,31 Euro (29,95 DM) hinlegen,
danach waren es 19,90 Euro und derzeit sind es 21,98
Euro. Die Preissteigerung beträgt insgesamt knapp 44
Prozent.
Cornflakes verbilligten
sich leicht Anders laut Quintessenz die 500
Gramm-Packung Cornflakes. Sie kostete vor der Währungsumstellung
2,55 Euro (4,99 DM) und danach 2,49 Euro. Die Senkung
um 2,5 Prozent erfolgte offensichtlich deshalb, um damit
auch in der neuen Währung einen psychologisch wichtigen
Schwellenpreis zu erreichen.
Martini kostet
70 Prozent mehr Dienstleister unterlagen der
Pflicht zur Doppelauszeichnung nicht und schlugen daher
bei einigen Angeboten offenbar ungehemmt die Preise
auf, beobachtete ifav-Experte Wezel. Dem WDR-Bericht
zufolge fielen Preisanpassungen wie etwa beim Glas Pils
zu Lasten der Gäste aus. Vor der Euroeinführung kostete
es in einem Fall 1,23 Euro (2,40 DM) und ist mittlerweile
mit 1,30 Euro knapp sechs Prozent teurer. Neben diesen
nicht sehr auffallenden Erhöhungen gibt es dem Bericht
zufolge auch absolute Preishämmer: So kostete ein Martini
statt der ursprünglichen 2,05 Euro (4 DM) jetzt 3,50
Euro (etwa 7 DM) - das sind über 70 Prozent mehr.
Nur vier von 73
Speisen und Getränken billiger als im Februar 2002 Viele
Gaststätten haben ihre zur Euroeinführung angehobenen
Preise dem WDR zufolge weitgehend beibehalten: fast
drei Viertel der Preise blieben in Nordrhein-Westfalen
unverändert. Bei jedem achten Produkt legten die Wirte
sogar noch ein Mal nach. Gerade mal vier von insgesamt
73 untersuchten Speisen und Getränken waren jetzt für
weniger Geld zu haben als im Februar 2002.
Klamme Kassen lassen
grüßen Auch Beglaubigungen, Kfz-Zulassungen
oder Melderegisterauskünfte kosten die Bürger heute
laut WDR-Quintessenz in zwei von drei untersuchten Fällen
mehr Geld. So war ein Anwohnerparkausweis in einer Gemeinde
für ursprünglich 25,56 Euro (50 DM) zu haben, inzwischen
kostet er 30,70 Euro, also gut 20 Prozent mehr. Um zwei
Prozent billiger wurde das Parken für Anwohner dagegen
in einer anderen Stadt.
Für das tägliche
Leben ist der Euro ein Teuro Der Aussage des
Statistischen Bundesamts stimmt er zu, dass der Euro
nicht grundsätzlich ein Teuro ist. "Unsere Beobachtungen
haben gezeigt, dass es nicht insgesamt zu einer Preissteigerung
gekommen ist", schränkt Wezel ein. "Was die
Produkte des täglichen Lebens betrifft, stimmt der Eindruck
vieler Verbraucher, dass der Euro ein Teuro ist."
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